Steuern & Recht
12. August 2025
8 min Lesezeit
Kompanio Team

Die Kleinunternehmerregelung in Österreich: Einfach erklärt

Du gründest ein Unternehmen in Österreich? Dann ist die Kleinunternehmerregelung einer der wichtigsten Begriffe, die du kennen musst. Richtig genutzt, spart sie dir Zeit und Geld. Hier findest du alles Wichtige einfach und verständlich zusammengefasst.

Was ist die Kleinunternehmerregelung?

Stell es dir wie einen einfachen Tausch mit dem Finanzamt vor:

Du verrechnest KEINE Umsatzsteuer (USt)

Deine Rechnungen an Kunden enthalten keine 20 % USt. Das Geld musst du also auch nicht an das Finanzamt abführen.

Du bekommst KEINE Vorsteuer zurück

Im Gegenzug kannst du dir die USt, die du selbst für betriebliche Ausgaben bezahlst, nicht vom Finanzamt zurückholen.

Kurz gesagt: Du ignorierst die Umsatzsteuer komplett – sowohl bei deinen Einnahmen als auch bei deinen Ausgaben.

Die neue Umsatzgrenze seit 2025: 55.000 Euro

Du giltst automatisch als Kleinunternehmer, solange dein Jahresumsatz unter 55.000 Euro liegt. Diese Grenze ist eine Brutto-Grenze, was die Sache einfach macht: Deine gesamten Einnahmen des Jahres dürfen diesen Betrag nicht überschreiten.

Wichtige Warnung

Verwechsle die Kleinunternehmerregelung für die Umsatzsteuer nicht mit der Kleinunternehmer-Ausnahme bei der Sozialversicherung (SVS). Das sind zwei völlig verschiedene Dinge mit unterschiedlichen Grenzen für Umsatz und Gewinn. Prüf beides immer getrennt!

Vor- und Nachteile: Lohnt sich das für mich?

Die Entscheidung hängt ganz von deinem Geschäftsmodell ab.

Vorteile

Preisvorteil bei Privatkunden

Da du keine 20 % USt aufschlägst, kannst du deine Produkte oder Dienstleistungen günstiger anbieten als die Konkurrenz.

Weniger Bürokratie

Du sparst dir die regelmäßigen Umsatzsteuervoranmeldungen (UVA) beim Finanzamt.

Einfache Rechnungen

Deine Rechnungsstellung ist simpel, da du keine USt ausweisen musst.

Nachteile

Kein Vorsteuerabzug

Wenn du am Anfang viel investierst, bleibst du auf der bezahlten USt sitzen. Du bekommst die 20 % nicht zurück.

Nachteil bei Geschäftskunden (B2B)

Geschäftskunden können sich die USt ohnehin zurückholen, für sie zählt nur der Nettopreis.

Entscheidungshilfe auf einen Blick

Dein GeschäftsmodellEmpfehlung
Dienstleister mit wenig Ausgaben (z.B. Grafiker, Berater, Texter) und Privatkunden✓ Ja, die Regelung ist ideal für dich
Händler oder Produzent mit hohen Investitionen oder teurem Wareneinkauf✗ Nein, der fehlende Vorsteuerabzug tut weh
Du arbeitest ausschließlich für andere Unternehmen (B2B)✗ Nein, du hast keine Vorteile, nur Nachteile

Wie funktioniert es in der Praxis?

Die richtige Rechnung schreiben

Als Kleinunternehmer musst du zwei Dinge auf deinen Rechnungen beachten:

Keine USt ausweisen

Führe niemals einen Steuersatz (z.B. 20 %) oder einen Steuerbetrag an.

Hinweis hinzufügen

Schreib auf jede Rechnung: "Umsatzsteuerbefreit aufgrund der Kleinunternehmerregelung."

Anmeldung und Wechsel

Start als Kleinunternehmer

Wenn du dein Unternehmen beim Finanzamt anmeldest (Formular Verf24), schätzt du deinen Jahresumsatz. Liegt die Schätzung unter 55.000 Euro, wirst du automatisch als Kleinunternehmer behandelt.

Freiwillig zur USt-Pflicht wechseln

Du kannst jederzeit auf die Regelung verzichten (z.B. wegen großer Investitionen). Dafür schickst du das Formular U12 an das Finanzamt.

Aber Achtung: Diese Entscheidung bindet dich für mindestens fünf Jahre! Ein schneller Wechsel zurück ist nicht möglich.

Was passiert, wenn du die Umsatzgrenze überschreitest?

Seit 2025 gibt es eine neue, flexible Toleranzregel:

Umsatz bis 55.000 €

Alles gut, du bleibst Kleinunternehmer.

Umsatz zwischen 55.000,01 € und 60.500 €

Du darfst für das laufende Jahr Kleinunternehmer bleiben. Ab dem 1. Jänner des Folgejahres musst du aber zwingend USt verrechnen.

Umsatz über 60.500 €

Die Befreiung endet sofort. Ab der Rechnung, mit der du diese Grenze überschreitest, musst du USt ausweisen.

Fazit

Die Kleinunternehmerregelung ist perfekt für Gründer mit geringen Ausgaben, die hauptsächlich an Privatkunden verkaufen. Sie vereinfacht den Start enorm. Für alle anderen, insbesondere bei hohen Anfangsinvestitionen oder im B2B-Geschäft, ist ein freiwilliger Verzicht auf die Regelung oft die bessere strategische Wahl. Wäg die Vor- und Nachteile für dein spezifisches Vorhaben sorgfältig ab.

Brauchst du Hilfe bei der Buchhaltung?

Konrad automatisiert deine Buchhaltung und hilft dir dabei, alle steuerlichen Pflichten korrekt zu erfüllen.

Jetzt kostenlos testen